Kompressionsversorgung

Mit Hilfe der Kompressionsversorgung wird unter Verwendung elastischen Gestricks Druck auf das jeweilige Gewebe der Körperregion ausgeübt. Die hierbei verwendeten Materialien haben unterschiedliche Festigkeit und Druckstärke, je nachdem, welches Ziel verfolgt werden soll.

Um eine exakte Anpassung und damit einen optimalen Druckverlauf erzielen zu können, muss je nach Körperregion eine Vielzahl an Maßen genommen werden. Da die Form und Gewebefestigkeit des jeweiligen Körperteils sehr unterschiedlich sein kann, bedarf es viel Erfahrung in der Art der Messtechnik und Wissen über die Materialbeschaffenheit und -eigenschaft der verschiedenen Kompressionsgestricke.

Bei der Anfertigung der Kompressionsgestricke kommen zwei Verfahren zum Einsatz:

  • Rundstrickverfahren:

    Dieses ähnelt der guten alten "Strickliesl", d. h. die Maschenanzahl verändert sich nicht, nur die Maschengröße. Beispielsweise besteht am Knöchel und am Oberschenkel die gleiche Maschenanzahl, Umfangveränderungen und Druckverlauf werden lediglich durch die Spannung in den Fäden und damit der Größe angepasst.

  • Flachstricktechnik:

    Hierbei werden die Kompressionsteile durch Hin- und Rückreihen einzeln gestrickt, dabei bleibt die Maschengröße gleich. Umfangsveränderungen werden durch die Anzahl der Maschen je Reihe reguliert, wodurch auch große Umfangsunterschiede formgenau angepasst werden können. Am Ende werden die einzelnen Kompressionsstücke miteinander vernäht.

Zum Einsatz kommt die Kompressionstherapie

bei folgenden Beschwerden:

  • Venenleiden:

    Im Rundstrickverfahren können Kompressions- strümpfe durch die Ermittlung einer Vielzahl von Messpunkten exakt dem Beinverlauf ohne Naht angepaßt werden. Das kompressive Gestrick erzeugt Druck auf die Venen, wodurch sich deren Durchmesser verkleinert und die Venenklappen wieder schließen. Der abnehmende Druckverlauf vom Knöchel aufwärts unterstützt den Blutrückfluß in den Venen zum Herzen hin. Dabei reduziert sich der venösen Druck, die venöse Stauung wird effizient verhindert und hierdurch eine mögliche Schädigung der Venenwand. Venöse Beinbeschwerden wie Schweregefühl und Schmerzen können somit verhindert werden.

    Das dabei eingesetzte Strickgewebe kann sehr fein oder auch fester sein und reicht in der Länge vom Knie- (AD), Oberschenkel- (AF) und Leistenstrumpf (AG) bis zur Strumpfhose (AT). Durch modernste Fertigungstechnik, Fäden und Farben kommt der modische Aspekt nicht zu kurz!

    Durch viele Fortbildungen und lange Erfahrung kann unser Team Sie umfassend beraten, welche Ausführung für Ihre Beine sinnvoll ist und ob ein in Serie gefertigter Strumpf ausreichend ist oder dieser nach Ihren individuellen Maßen angefertigt wird.

    Unterstützende Maßnahmen bei venösen Ödemen: Entstauungsgeräte

  • Lymph- / Lipödem:

    Sofern örtlich unterschiedliche, teils extreme Schwellungen (Ödeme) im Gewebe vorliegen, ist es erforderlich Kompressionsgewebe mit Naht mittels Flachstricktechnik einzusetzen, die ein hohes Maß an Erfahrung bei der Anpassung bedürfen - gerade hier beweist unser Team sein Können!  Durch viele differenzierte Messpunkte und unter Beachtung der jeweiligen Drucktoleranz, werden die Daten für die teils in Handarbeit zu fertigenden Kompressionsstücke ermittelt. Durch exaktes Ab- und Zunehmen von Stricknadeln und die korrekte Anzahl von Maschenreihen wird die millimetergenaue Passform der flachgestrickten Produkte bestimmt.

    Nachdem Lymph- / Lipödeme am ganzen Körper vorkommen können, werden flachgestrickte Gewebe angeboten als
    • Kompressionsstrümpfe
    • Kompressionsärmel und -handschuhe
    • Thoraxbandagen und Body

    Unterstützende Maßnahmen bei lymphatischen Ödemen: Entstauungsgeräte

 

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Medizinischer Hintergrund

Blutgefäße im Bein

Venenleiden

9 von 10 Erwachsenen Deutschen haben laut Gesundheitsbericht des Bundes leichte (z.B. Besenreiser), mit zunehmenden Alter häufiger und schwerwiegendere Probleme mit ihren Venen. Damit gehört das Venenleiden zu einer der größten Volkskrankheiten in Deutschland mit nicht unerheblichen Folgekosten für das Gesundheitswesen.

Venenerkrankungen der Beine lassen sich in akut (vor allem Thrombosen) und chronisch (vor allem Krampfadern und venöse Insuffizienz) unterscheiden. Zwischen diesen Krankheitsbildern bestehen vielfältige Wechselbeziehungen. So können Krampfadern die Entstehung von Thrombosen fördern und umgekehrt.

Bei der Thrombose der Venen (Phlebothrombose), speziell der tiefen Beinvenen (Tiefe Venenthrombose - TVT), bilden sich Blutgerinnsel (Verklumpungen des Blutes) in einem Gefäß, meist in den Venen. Ursächlich kommen meist drei Faktoren zusammen:

  • Änderung der Blutzusammensetzung, z.B. Gerinnungsstörung
  • herabgesetzte Blutströmungsgeschwindigkeit, z. B. durch Krampfadern (knotig erweiterte Venen) oder auch durch langes, besonders in Knie abgewinkeltes Sitzen mit eingeengter Bewegungsmöglichkeit (z. B. bei Bus- und Flugreisen)
  • Schädigung der inneren Gefäßwände, z. B. durch entzündliche oder degenerative (altersbedingte) Veränderungen in den Venen

Die chronische venöse Insuffizienz – CVI entsteht aufgrund eines ständig zu hohen Drucks in den Venen. Ursächlich hier kann zum einen eine Abflussstörung durch Blutgerinnsel (Thromben) sein, welche Schäden an den Venenklappen verursachen, andererseits kontig erweiterte Venen (Krampfadern), in den die Venenklappen ihre Funktion des Blutrücktransports zum Herzen nicht mehr wahrnehmen könne . Die Folge sind Störungen im Stoffwechsel des umliegenden Gewebes, wodurch es zu Hautschäden bis hin zu offenen Beingeschwür (Ulcus cruris) kommen kann.

 

Venenfunktion - Quelle: www.medi.de

Lymph- und Lipödem

Lymphödem

Das Lymphgefäßsystem ist ähnlich bedeutend wie der Blutkreislauf, jedoch weitaus unbekannter. Es überzieht den Körper wie ein Netz und erfüllt viele wichtige Funktionen. So spielt es nicht nur für die körpereigene Immunabwehr eine wichtige Rolle, es entsorgt auch täglich bis zu vier Liter Lymphe aus dem Gewebe.

Beim Lymphödem ist das Lymphgefäßsystem nicht (mehr) in der Lage, die im Gewebe anfallende „lymphpflichtige Last“ (Flüssigkeit, Eiweiß, Stoffwechselprodukte, Zellbestandteile etc.) aufzunehmen und dem Blutkreislauf zuzuführen. Lymphödeme können an den Gliedmaßen, im Kopf-Hals-Bereich, am Rumpf oder den Genitalien auftreten.

Grund hierfür können sein:

  • ein primäres Lymphödem: eine angeborene (also „primäre“) Minder- oder Fehlanlage von Lymphgefäßen oder Lymphknoten.
  • ein sekundäres Lymphöden: eine „erworbene“ Schädigung oder den Verlust von Lymphgefäßen oder Lymphknoten, meist durch Operationen und Bestrahlungen im Rahmen einer Krebstherapie, Verletzungen aller Art oder Entzündungen.

Das Lymphödem kann in 4 Stadien eingeteilt werden:

  • Stadium 0:  Es besteht ein primärer oder sekundärer Defekt an den Lymphgefäßen und/oder -knoten, wobei noch kein Ödem besteht.
  • Stadium 1: Die Schwellung tritt erst nachmittags oder abends auf. Bei Hochlagerung der betroffenen Extremität bzw. Bettruhe verschwindet sie. Die Schwellung ist hierbei weich und ist leicht eindrückbar.
  • Stadium 2: Die Schwellung verschwindet nicht durch Liegen und Hochlagern. Es bestehen bereits Verhärtungen (sog. Fibrosen). Dadurch ist die Haut fest, derb und nur wenig eindrückbar.
  • Stadium 3: Neben der massiven Schwellung bestehen erhebliche Hautveränderungen und Verhärtungen bis hin zu extremen Formen wie der „Elephantiasis“

Lipödem

Hierbei handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung an Gesäß, Ober- und meist auch Unterschenkeln, die bis zu den Knöcheln reichen kann. Füße und Zehen sind nicht betroffen. Betroffen sind fast ausschließlich Frauen, die darüber hinaus auch schon bei kleinsten Stößen blaue Flecken (Hämatome) bekommen. Zudem kommt es in der zweiten Tageshälfte zu Wassereinlagerungen. Auch ein dumpfes Schwellungsgefühl, Berührungs- und Druckschmerzhaftigkeit sowie Kälteempfindlichkeit sind typische Anzeichen des Lipödems. Bei etwa 60 Prozent der Patienten sind auch die Arme betroffen.

Lymphsystem - Quelle: www.medi.de